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Orthographische Transkriptionskonventionen

bearbeitet von Salome Lipfert (letzte Änderung 06/2025)

Das Erstellen der orthographischen Transkriptionen, kurz OGTs, erfolgte durch geschulte studentische Hilfskräfte. Die Kontrolle der OGTs war gewöhnlich Aufgabe von einem REDE-Mitarbeiter oder einer REDE-Mitarbeiterin. Für die Aufnahmesituationen der Wenkersätze im intendierten Standard (WS IS), der Wenkersätze im intendierten Ortsdialekt (WS IOD) und der Vorlesesprache wurde in der Regel die gesamte Aufnahme orthographisch transkribiert. Für die Aufnahmesituationen Interview und Freundesgespräch wurden zu Beginn, in der Mitte und am Ende der Aufnahme jeweils ca. 300 bis 400 Wörter orthographisch transkribiert. Damit umfassen die beiden freie Gespräche orthographische Transkriptionen meist im Umfang von insgesamt ca. 1000 Wörtern.

Die wichtigsten Konventionen

  • Die OGT erfolgte nach der Duden Grammatik (Kunkel-Razum/Eisenberg 2006)
  • Es wurde die Groß- und Kleinschreibung berücksichtigt
  • Bindestriche wie in „U-Bahn“ wurden übernommen
  • Buchstabierungen, wie für <sch> (gesprochen: „es tse ha“), wurden als Großbuchstaben transkribiert, also „SCH“
  • Personennamen und Ortsnamen sowie andere Bezeichnungen, die auf die Identität einer Person schließen lassen könnten, wurden nicht transkribiert

Besondere Kennzeichnungen

  • Äußerungen, die einen Rückschluss auf persönliche Daten zulassen (Nachnamen, Adressen etc.) wurden unkenntlich gemacht. Dazu wurden die zu anonymisierenden Bereiche im Tier OGT mit Boundaries genau eingegrenzt und mit „§name§“, „§straße§“ etc. gekennzeichnet. Bei der anschließenden Kontrolle des OGT durch eine REDE-Mitarbeiterin oder einen REDE-Mitarbeiter wurde die Äußerung durch einen Sinuston unkenntlich gemacht. Die Anonymisierung erfolgte mit einem dafür erstellten Praat-Skript.
  • Häsitationselemente oder Interjektionen wurden als „(…)“ notiert.
  • Bei Überlappungen, das heißt die Anwesenden sprachen gleichzeitig, wurde die betroffene Stelle in eckige Klammern [] gesetzt.
  • Bei Abbrüchen wurden vollständige Morpheme orthographisch transkribiert. Die unvollständigen Morpheme wurden in runde Klammern gesetzt, Bsp. der Informant sagt „gewe“ für gewesen, dann wurde „ge(we)“ in die OGT eingegeben.
  • Versprecher wurden in runde Klammern gesetzt, also „(Versprecher)“.
  • Unverständliche Stellen wurden als „(…)“ notiert.
  • Schwer verständliche Stellen wurden mit einem Fragezeichen am Anfang und am Ende des betroffenen Worts markiert, Bsp. „?etwas?“.
  • Lexikalische Varianten wurden in der OGT markiert. Die Markierung erfolgte nach dem Schema: _standardform,regionaleform_. Die Kennzeichnung als lexikalische Variante erfolgte unter folgenden Bedingungen:
    • wenn die geäußerte Variante nicht im Duden zur deutschen Rechtschreibung (Scholze-Stubenrecht 2006) kodifiziert ist, Bsp. _ammet,manchmal_
    • wenn die Variante im Duden zur deutschen Rechtschreibung (Scholze-Stubenrecht 2006) kodifiziert ist, aber im Duden Universalwörterbuch (Auberle 2003) als regional, landschaftlich oder fachsprachlich ausgewiesen, Bsp. _plünnen,kleider_ (norddeutsch)
    • wenn die geäußerte Variante im Duden zur deutschen Rechtschreibung (Scholze-Stubenrecht 2006) kodifiziert ist, ihr aber im konkreten Äußerungskontext eine andere Funktion oder Bedeutung zukommt als in der Standardsprache und sie lautlich stark von dem standardsprachlichen Ausdruck abweicht, Bsp. _schaffen,arbeiten_.
  • Diskurspartikel wie ne, gell, wa etc. wurden wie lexikalische Varianten markiert. Als Standardform wurde „nicht wahr“ verwendet, Bsp. _nichtwahr,ne_, _nichtwahr,gell_ usw.
  • Diminutiva wurden in der Regel mit dem Standardsuffix –chen orthographisch transkribiert. Das Suffix –lein wurde nur unter folgenden Bedingungen notiert:
    • wenn ein Bedeutungsunterschied zwischen der Form mit –lein und –chen vorlag, Bsp. Frauchen vs. Fräulein
    • wenn es sich um eines der folgenden Wörter handelt: Brünnlein, Mägdlein, Menschlein, Rehlein, Rinnlein, Scherflein, Töchterlein, Verslein, Zicklein (Mater 1970)
    • für alle Wörter, die auf <ch>, <g> oder <ng> enden wie Bächlein, Äuglein, Ringlein (Fleischer/Barz 1995).
  • Erinnerungsformen, also auf Nachfrage der Exploratorin oder des Explorators geäußerte lexikalische/lautliche Alternativen meist (in WS IOD), wurden in geschweifte Klammern gesetzt, Bsp. {Buddel} für Flasche.

Literatur

Auberle, Anette (2003). Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Herausgegeben von Kathrin Kunkel-Razum. 5., überarb. Aufl. Mannheim, Dudenverlag.

Fleischer, Wolfang/ Barz, Irmhald (1995). Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache, 2., durchges. und erg. Aufl., unter Mitarbeit von Marianne Schröder. Tübingen, Niemeyer.

Kunkel-Razum, Kathrin/Eisenberg, Peter (2006). Duden, Die Grammatik. Hrsg. vom Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion, überarb. Neudr. der 7., völlig neu erarb. und erw. Aufl. Mannheim et al., Dudenverlag.

Scholze-Stubenrecht, Werner (Hrsg.). (2006). Duden, Die deutsche Rechtschreibung. 24., völlig neu bearb. und erw. Aufl. Mannheim et al., Dudenverlag.