bearbeitet von Salome Lipfert (letze Änderung 06/2025)
Für einen Großteil der Sprecher aus der mittleren Generation liegen Notrufe vor. Hierbei handelt es sich um Notrufannahmegespräche, die von als Polizeibeamten tätigen REDE-Informanten im gewohnten Arbeitskontext aufgezeichnet wurden. Die Notrufannahmen sind im Rahmen des Projekts Sammlung, Aufbereitung und Bereitstellung von Daten für die Dialektdatenbank gefärbter Standardsprache (DIGS) in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt zwischen 2005 und 2007 in einer Dialektdatenbank zusammengeführt worden. Die Erstellung der Datenbank dient dem Bundeskriminalamt zur Herkunftsbestimmung von Sprecherinnen und Sprechern (vgl. DIGS Abschlussbericht 2007). Notrufgespräche haben den Vorteil, dass sie stets aufgezeichnet werden, sodass die Polizeibeamten an die Aufnahmesituation gewöhnt sind.
Die Aufbereitung der REDE-Aufnahmen erfolgte in mehreren aufeinander aufbauenden Arbeitsschritten. Zur Aufbereitung der Sprachaufnahmen wurde das Programm Praat (Version 6.0.19, Boersma/Weenink 1992–2016) verwendet. Mit diesem Programm wurden für einzelnen REDE-Sprachaufnahmen eine eigene TextGrid-Datei erstellt, die im UTF 8 Format gespeichert wurde. Die Aufbereitung der Notrufannahmen erfolgte mehrheitlich wie für die freien Gespräche Interview und Freundesgespräch (vgl. Übersicht). Das heißt, in der Zusammenschau wurden zunächst die phonetischen Wörter aligniert, eine orthographische Transkription angelegt, bevor die phonetische Transkription ins TextGrid eingefügt.
Für das Erstellen einer TextGrid-Datei wurden jedoch die einzelnen Notrufannahmegespräche von einem REDE-Informanten vorab in eine Audio-Datei überführt. Das heißt, eine TextGrid-Datei beschreibt mehrere Notrufgespräche eines REDE-Informanten. Deswegen enthalten die TextGrids von Notrufen das zusätzliche Tier Dateiname (vgl. Abb. 1). In diesem Tier ist der jeweiligen Notruf in ein eigenes Intervall gesetzt und der Dateiname angegeben.

Aus der Aufnahmesituation Notruf ergaben sich zwei Besonderheiten: zum einen ihre kurze Dauer und die persönlichen Daten, die die Anrufenden übermitteln. Entsprechend ist der Umfang an orthographisch transkribierten Wörtern etwas geringer und umfasst in der Regel 300 Einzelwörter. Grundsätzlich galt bei der Bearbeitung der REDE-Aufnahmen, Äußerungen, die einen Rückschluss auf persönliche Daten zulassen (Nachnamen, Adressen etc.), unkenntlich zu machen. Für die Anonymisierung der Notrufe wurde ein eigenes Praat-Skript erstellt. Mit diesem Skript wurden alle Intervalle, die in der orthographischen Transkription keinen Eintrag erhielten, automatisch auf Null gesetzt, so dass diese nicht mehr zu hören waren (vgl. Abb. 2).

Literatur
Boersma, Paul/Weenink, David (1992-2016). Praat: Doing Phonetics by Computer, Version 6.0.19. Online verfügbar unter http://www.praat.org/ (abgerufen am 15.05.2025).
DIGS Abschlussbericht = Schmidt, Jürgen Erich/Kehrein, Roland (2007): BKA-Projekt: Sammlung, Aufbereitung und Bereitstellung von Daten für die Dialektdatenbank gefärbter Standardsprache (DIGS). Abschlussbericht.